Ich glaube nicht, dass die Verflachung auch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wirklich das Problem ist. Ich sehe die Schwierigkeit eher darin, dass und wie wir als behinderte Menschen (allein die Begrifflichkeit macht einen schon völlig kirre, richtiger wäre ja wohl eher beeinträchtigt, weil Behinderung die von außen auf uns einwirkende Form von mittelbarer oder unmittelbarer Diskriminierung ist) wahrgenommen werden. Da hilft uns kein UN-BRK, keine BGG'e auf Bundes- und Länderebene, kein - wie auch bei den beiden vorgenannten Gesetzen übrigens - im Bereich der juristischen Durchsetzbarkeit eher schwachbrüstiges AGG, solange "Behinderung" nach wie vor eher als gesellschaftliches Stigma denn als vollkommene gesellschaftliche Normalität wahrgenomemn wird.
Alleine die Dieksussion um die Pränataldiagnostik - man denke nur an Menschen mit Trisomie-21 - lässt einen doch immer wieder aufhorchen, scheint es doch durchaus so zu sein, dass nur ein gesundes, wohlgestaltetes Baby die Anspruchshaltung der Eltern, deren Umfeldes und der Gesellschaft als akzeptabel erachtet wird. Diese eugenische Grundhaltung - auch von vielen vermeintlich Wohlmeinenden aus dem Bereich der Sonderpädagogik und durchaus nicht nur aus dem medizinischen Apparat - setzt sich so vielfgestaltig fort, dass wir sie selbst in Bereichen des politischen Establishments nachvollziehen können. Wenn man sich z.B. die regelmäßig stattfindenden scheinheiligen Debatten im Deutschen Bundestag zum Thema Behindertenpolitik so vergegenwärtigt, so haben dort die meisten Rednerinnen und Redner in den Debatten außer politisch korrekten Phrasen eigentlich überhaupt keinen Lebenszusammenhang mit dem Thema "Behinderung". Stelten traf die Phrase vom "Raumschiff Bundestag" besser als bei solchen Debatten. Vielfach meint man selbat auf dieser Ebene, die Debattierenden spräche eher von Außerirdischen als von Menschen, die mitten unter ihnen als gleichberechtigter Teil dieser Gesellschaft lebten. Gleichberechtigt sind wir formal durchaus, aber - wie man auch auf Facebook oder z.B. in den kobinet-Nachrichten immer wieder lesen kann - es ist dann doch eine eher integrierende als eine inklusive Gleichberechtigung, die sich so ungefähr auf der Ebene abspielt: Wenn man die "Behinderten" neben die "Nicht-Behinderten" vor einer Mauer mit einer Höhe von anderthalb Metern in die erste Reihe stellt, sind sie ja gleichberechtigt, weil alle auf dem gleichen Höhenniveau stehen, die Nicht-Rolstuhlnutzenden aber insofern im Vorteil sind, als sie über die Mauer sehen können, die Rollstuhlnutzenden eben nicht. Gleichberechtigt sind diejenigen, die ein anderes Höhenniveau benötigen, aber erst dann, wenn man für sie eine Erhöhung schafft, dass sie auch tatsächlich in gleicher Weise am Ereignis teihilhaben können wie diejenigen, die eines Ausgleichs des Höhenniveaus nicht bedürfen. Während man ersteres getrost als Integration bezeichnen kann, wäre letzteres tatsächliche Inklusion. Verblüffend in der Diskussion der letzten Jahre ist aber, dass gerade diejenigen, die nicht nut keine Inklusion wollen, sondern von der vermeintlichen Integration gar nicht weg wollen, die Begrifflichkeit der Inklusion mit am lautstärksten propagieren.
Der zugrunde liegende Artikel im SPIEGEL: http://bit.ly/2uYSwoh